Die Vision von Sulzbrunn: Ein Zuhause für neues Miteinander im Allgäu
Hoch oben im Allgäu, in der malerischen Landschaft von Sulzberg, entsteht etwas Besonderes. Zwischen sanften Hügeln und weiten Wiesen hat sich eine Gruppe von Menschen niedergelassen, die mehr vom Leben will als den gewohnten Trott. Sie nennen sich Gemeinschaft Sulzbrunn, und ihr Projekt ist ein lebendiges Experiment. Hier leben Menschen jeden Alters, vom Neugeborenen bis zum rüstigen Rentner, Tür an Tür. Ihr Antrieb ist weder eine politische Ideologie noch ein religiöses Dogma. Was sie eint, ist eine tiefe Überzeugung: Dass wir alle Teil eines großen Ganzen sind und dass ein erfülltes Leben im respektvollen Miteinander mit Menschen und Natur beginnt.
Ihr Vorhaben ist konkret und handfest. Sie bauen nicht nur Häuser, sondern erproben zukunftsfähige Lebensmodelle. Es geht darum, Räume zu schaffen, in denen jeder Einzelne seine ganz persönlichen Talente und Fähigkeiten entdecken und entfalten kann. Dieser Ort soll ein Nährboden sein für Kreativität und persönliches Wachstum, immer mit dem Grundsatz der Achtsamkeit – sich selbst, den anderen und der Umwelt gegenüber.
Das stabile Fundament: Drei Säulen tragen das Projekt
Damit diese Vision dauerhaft und unabhängig gedeihen kann, hat die Gemeinschaft ein cleveres und nachhaltiges Fundament geschaffen. Sulzbrunn ruht auf drei eigenständigen Säulen, die das Projekt finanziell und rechtlich absichern und es gleichzeitig dem Spekulationsmarkt entziehen.
Die Basis bildet der Stiftungsfonds Sulzbrunn. Ihm gehören der Grund und Boden. Diese Konstruktion ist ein genialer Schachzug, denn sie stellt sicher, dass das Land für immer gemeinnützigen Zwecken gewidmet bleibt. Es kann nicht verkauft oder gewinnorientiert verwertet werden und bildet so die unveräußerliche Heimat der Gemeinschaft.
Darauf aufbauend agiert die Gemeinschaft Sulzbrunn eG, eine eingetragene Genossenschaft. Sie hat die Immobilien vom Stiftungsfonds in Erbpacht übernommen und bewirtschaftet sie. Die Genossenschaftsmitglieder sind diejenigen, die hier aktiv leben und wirtschaften. Sie halten die Gebäude in Schuss, organisieren den Alltag und tragen die operative Verantwortung.
Die dritte Säule, der Förderverein Sulzbrunn e.V., kümmert sich um die ideelle und kulturelle Seite. Als gemeinnütziger Verein ist er der Motor für Bildungs- und Kulturprojekte vor Ort. Durch ihn fließen Fördermittel und Spenden, die es ermöglichen, Seminare, Kurse und Veranstaltungen anzubieten, die den Gedanken eines ganzheitlichen Lebens in die weitere Region tragen.

Die Kunst der gemeinsamen Entscheidung: Soziokratie statt Mehrheitswahl
Das Herzstück des Zusammenlebens schlägt in der Art und Weise, wie die Gemeinschaft ihre Entscheidungen trifft. Statt auf schnelle Mehrheitsbeschlüsse setzt Sulzbrunn voll auf das Prinzip der Soziokratie und den Konsent. Das klingt zunächst nach Bürokratie, ist in der Praxis aber eine sehr menschliche und tief demokratische Methode.
In regelmäßigen Treffen der verschiedenen Arbeitskreise – ob für Garten, Finanzen oder Gebäude – wird jeder Vorschlag so lange besprochen, bis keine schwerwiegenden, sachlichen Einwände mehr bestehen. Es geht nicht darum, dass jeder begeistert ist, sondern dass alle den Beschluss mittragen können. Ein ungelöster, ernsthafter Einwand eines einzelnen Mitglieds reicht aus, um einen Prozess zu stoppen. Dann wird weiter diskutiert, der Vorschlag wird verbessert und angepasst, bis eine Lösung gefunden ist, die für die gesamte Gemeinschaft tragfähig ist.
Dieser Weg ist ohne Frage anspruchsvoll und zeitaufwändiger als ein simples Handheben. Doch die Gemeinschaft ist überzeugt, dass sich diese Mühe lohnt. Sie führt zu durchdachteren, von allen getragenen Entscheidungen und stärkt das Wir-Gefühl. Konflikte werden nicht unter den Teppich gekehrt, sondern offen und im gegenseitigen Respekt angesprochen. Das Leben in der Gemeinschaft wird so aktiv als Übungsfeld für die persönliche Weiterentwicklung genutzt.
Vom Garten auf den Tisch: Ein Leben im Einklang mit der Natur
Das Streben nach Nachhaltigkeit und Autarkie ist kein theoretisches Konzept in Sulzbrunn, es wird täglich gelebt und umgesetzt. Die Gestaltung des gesamten Geländes folgt den intelligenten Prinzipien der Permakultur, die von natürlichen Kreisläufen und Ökosystemen lernt. Im Garten wächst schon jetzt eine beachtliche Vielfalt an Gemüse und Kräutern, die direkt in die gemeinsame Küche wandert.
Ein zentrales Ziel ist die deutliche Verringerung des ökologischen Fußabdrucks. Dazu gehören ganz praktische Maßnahmen wie die energetische Sanierung der bestehenden Gebäude, die Umstellung der veralteten Ölheizung auf eine moderne, nachhaltige Holzheizung und die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen. Carsharing wird hier nicht als Verzicht, sondern als Gewinn an Gemeinschaft und Freiheit von überflüssigem Besitz verstanden.
Ein Ort der Begegnung und des Lernens
Über die Grenzen der Gemeinschaft hinaus wirkt das Seminarhaus von Sulzbrunn. Es öffnet die Türen für Gäste und Interessierte und bietet einen Raum für Themen, die den Geist des Ortes widerspiegeln: Persönlichkeitsentwicklung, die Kunst, Gemeinschaft zu bilden, Achtsamkeit und gesunde Lebensführung. In Workshops und Seminaren kann hier jeder in die Ideen von Sulzbrunn eintauchen und Inspiration für das eigene Leben mitnehmen.
Letztlich dreht sich in Sulzbrunn alles um Gesundheit im ganzheitlichen Sinn – um das Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele, eingebettet in ein tragfähiges soziales Netzwerk. Wer neugierig geworden ist auf diese einzigartige Mischung aus praktischem Leben und großer Vision, der ist eingeladen, mehr über dieses besondere Projekt im Allgäu zu erfahren.




