Tarmac | Wasserdurchlässiger Straßenbelag


Wenn heftige Niederschläge über städtische Gebiete hereinbrechen, offenbart sich ein fundamentales Problem unserer modernen Infrastruktur. Unter unseren Füßen erstreckt sich ein Teppich aus undurchlässigen Materialien wie Asphalt und Beton. Diese von Menschenhand geschaffenen Oberflächen wirken wie eine Barriere für den natürlichen Wasserkreislauf. Wo einst Erde Regen langsam aufsog und ins Grundwasser filterte, prallt das Wasser heute ab und sucht sich seinen Weg in die Kanalisation. Diese Systeme, oft aus einer vergangenen Ära, sind den Wassermassen zunehmend nicht mehr gewachsen. Mit fortschreitender Urbanisierung und der stetigen Zunahme versiegelter Flächen wächst die Bedrohung durch Überflutungen, die immense Schäden verursachen und das städtische Leben lahmlegen können.

Eine revolutionäre Lösung: Beton, der Wasser schluckt

In dieser Herausforderung liegt der Grund für die Aufmerksamkeit, die einem Produkt des britischen Unternehmens Tarmac zuteilwird. Mit Topmix Permeable wurde ein Beton entwickelt, der die Regeln der Materialwissenschaft neu zu schreiben scheint. Dieser schnell entwässernde Beton besitzt eine nahezu unvorstellbare Aufnahmefähigkeit: Bis zu eintausend Liter Wasser pro Minute und Quadratmeter kann die Oberfläche schlucken. Die eindrucksvolle Demonstration des Unternehmens, bei der ein Lastwagenladung von viertausend Litern Wasser auf eine Parkplatzfläche geschüttet wird, wirkt wie eine optische Täuschung. Das Wasser verschwindet nicht einfach in einem Abflussrohr, sondern wird von der Oberfläche selbst augenblicklich absorbiert, als würde es von der Erde verschluckt.

Das Geheimnis im Gefüge: Wo der Sand fehlt

Die Funktionsweise dieses Materials lässt sich auf eine scheinbar einfache Modifikation der traditionellen Betonrezeptur zurückführen. Herkömmlicher Straßenbelag basiert auf einer sorgfältig abgestimmten Mischung aus grobem und feinem Gestein, wie Kies und Sand, die durch ein Zementbindemittel zu einer dichten, harten Masse verklebt werden. Der geniale Kniff bei Topmix Permeable besteht im Weglassen des feinen Schotters und Sands. Dadurch entsteht ein Gefüge mit großen, miteinander verbundenen Hohlräumen, die dem Wasser sofortigen Durchtritt gewähren. Dieser poröse Beton wird nicht einfach auf den gewachsenen Boden gegossen, sondern auf eine darunterliegende Tragschicht aus grobem Schotter. Das Regenwasser durchdringt die Deckschicht, sammelt sich in der Schotterlage und wird von dort aus kontrolliert und langsam an den darunterliegenden Boden abgegeben, genau wie in einem natürlichen System.

Ein Schild gegen die Flut: Mehr als nur trockene Füße

Laut Richard Stares, dem kaufmännischen Direktor bei Tarmac, übertrifft die Kapazität dieses Systems die Intensität der heftigsten je in Großbritannien gemessenen Regenfälle um ein Vielfaches. Ein entscheidender Vorteil ist, dass der Preis dieses High-Tech-Materials mit dem konventioneller Betone vergleichbar ist, was eine breite Anwendung wirtschaftlich denkbar macht. Die Einsatzgebiete erstrecken sich über Parkplätze, Geh- und Radwege, Zufahrten und weitere Flächen mit moderater Verkehrsbelastung. Die Implikationen sind weitreichend: Das Material kann nicht nur Überschwemmungsschäden signifikant verringern, sondern auch die überlasteten Abwassersysteme entlasten. Darüber hinaus leistet es einen Beitrag zur Grundwasserneubildung, indem es Regenwasser in die natürlichen Aquifere umleitet und so sogar das Risiko von Wasserknappheit mildern kann. Bei extremen Wetterereignissen fungiert der Aufbau wie ein unterirdisches Reservoir, das große Wassermengen zwischenspeichert und sie in einem für den Boden verträglichen Tempo wieder abgibt. Zusätzlich wirken die verschiedenen Schichten aus porösem Gestein wie ein gigantischer Filter, der Verunreinigungen wie Ölrückstände aus dem Wasser herausfiltern kann.

Die Grenzen der Durchlässigkeit: Nicht für jede Straße gemacht

Die Idee durchlässiger Beläge ist nicht gänzlich neu. Durchlässige Pflastersysteme haben bereits eine gewisse Verbreitung für Terrassen und Auffahrten gefunden, und Städte wie Portland, Oregon, nutzen offenporigen Asphalt erfolgreich in weniger befahrenen Bereichen wie Parkspuren. Doch diese Materialien stoßen an Grenzen. Sie sind strukturell zu schwach für stark frequentierte Autobahnen oder vielbefahrene Innenstadtstraßen. Ihre Hohlräume sind anfällig für Verstopfungen durch Schmutz und Splitt, was eine regelmäßige Reinigung erfordert und den Einsatz von Streusand im Winter problematisch macht. Zudem besteht bei einfacheren Systemen die Gefahr, dass Schadstoffe ungefiltert ins Grundwasser gelangen.

Topmix Permeable adressiert einige dieser Schwachstellen. Zwar ist auch dieser Beton keine Lösung für hochbelastete Autobahnen, da die offene Struktur unter extremem Druck und häufiger Belastung mit der Zeit bröckeln kann. Dennoch betont Richard Stares, dass das Produkt durch ein spezielles Mischverfahren und geheime Bindemittel eine deutlich höhere Festigkeit erreicht als vergleichbare Materialien auf dem Markt. Dies ermöglicht eine robustere Bindung der Gesteinskörnung bei gleichzeitig extrem hohem Hohlraumanteil. Während typischer wasserdurchlässiger Beton einen Luftanteil von etwa zwanzig Prozent aufweist, kann dieser Wert bei Topmix Permeable bis zu fünfunddreißig Prozent erreichen. Dieser hohe Hohlraumanteil ist direkt verantwortlich für die enorme Saugfähigkeit.

Die Verbreitung solcher Technologien in globalem Maßstab ist ein langfristiges Ziel. Es sind Ideen wie diese, die das Potenzial bergen, unsere städtische Umwelt widerstandsfähiger und nachhaltiger zu gestalten. Sie stellen einen konkreten Schritt dar, die von uns geschaffene gebaute Umwelt wieder besser in die natürlichen Kreisläufe einzugliedern und so unseren Planeten für die Zukunft zu rüsten.

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