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Spätes Abnabeln: Mehr Gesundheit für das Baby, kein Risiko für die Mutter

Lesedauer 2 Minuten


Die Bedeutung des richtigen Zeitpunkts für das Abnabeln

Wenn die Nabelschnur nach der Geburt nicht sofort durchtrennt wird, erhält das Neugeborene wertvolle zusätzliche Blut- und Eisenreserven. Forschungen belegen, dass durch einen verzögerten Abnabelungszeitpunkt bis zu 30 Prozent mehr Blut und sogar 60 Prozent mehr rote Blutkörperchen aus der Plazenta zum Kind übertragen werden. Dr. Bettina Schlehe, Geburtsmedizinerin an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg, weist darauf hin, dass ein zu frühes Abklemmen der Nabelschnur dazu führt, dass dieses wichtige Blutvolumen ungenutzt bleibt.

Langfristige Vorteile für die Gesundheit des Kindes

Eine groß angelegte Cochrane-Studie mit fast 4.000 Mutter-Kind-Paaren bestätigt die positiven Auswirkungen eines späteren Abnabelns. Neugeborene, deren Nabelschnur nicht sofort abgeklemmt wurde, wiesen in den ersten Lebenstagen höhere Hämoglobinwerte auf, was auf eine bessere Blut- und Eisenversorgung hindeutet. Zudem entwickelten sie in den folgenden Monaten seltener einen Eisenmangel. Ein weiterer Vorteil ist das höhere Geburtsgewicht, da das Kind mehr Blut aus der Plazenta aufnehmen kann.

Keine erhöhte Gefahr für die Mutter

Viele Geburtshelfer zögern mit dem späten Abnabeln aus Sorge vor stärkeren Blutungen bei der Mutter. Die aktuellen Studienergebnisse entkräften diese Bedenken jedoch. Weder der Blutverlust noch das Risiko schwerer Nachblutungen waren bei verzögertem Abklemmen erhöht. Auch die mütterlichen Hämoglobinwerte blieben unbeeinflusst. Dennoch wird in vielen deutschen Kliniken weiterhin nach etwa einer bis eineinhalb Minuten abgenabelt, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

Abwägung zwischen Nutzen und minimalem Gelbsuchtrisiko

Ein möglicher Nachteil des späten Abnabelns ist ein leicht erhöhtes Risiko für Neugeborenengelbsucht, die in einigen Fällen eine Lichttherapie erforderlich macht. Experten wie die Studienautorin Philippa Middleton von der University of Adelaide betonen jedoch, dass die Vorteile die geringfügige Risikoerhöhung überwiegen. Besonders in Regionen mit häufiger Anämie könnte das späte Abnabeln eine einfache und wirksame Maßnahme zur Verbesserung der kindlichen Gesundheit sein.

International unterschiedliche Praktiken und aktuelle Empfehlungen

Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, die Nabelschnur erst ein bis drei Minuten nach der Geburt zu durchtrennen, variiert die klinische Praxis weltweit stark. Eine Untersuchung in 13 europäischen Ländern zeigte, dass in der Mehrheit der Fälle sofort abgenabelt wird, während einige Kliniken warten, bis die Nabelschnur auspulsiert ist.

Flexiblere Richtlinien für eine optimale Versorgung

Die wissenschaftliche Evidenz spricht klar für die Vorteile eines späteren Abnabelns, sowohl bei termingeborenen als auch bei frühgeborenen Kindern. Angesichts der Studienergebnisse fordern Experten wie Dr. Schlehe eine Überarbeitung der aktuellen Leitlinien. Für gesunde Neugeborene bedeutet ein späterer Abnabelungszeitpunkt eine bessere Eisenversorgung – ohne nennenswerte Nachteile für die Mutter. Damit könnte diese einfache Maßnahme einen wichtigen Beitrag zur frühkindlichen Gesundheit leisten.

Quelle: https://deutsch.medscape.com/

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