Ein neuer Ansatz für die Altersverifikation im Netz


Die Piratenpartei hat einen Vorschlag entwickelt, der eine datensparsame und nutzerfreundliche Alternative zur herkömmlichen Altersverifikation im Internet darstellt. Dieser Ansatz wurde dem World Wide Web Consortium (W3C) vorgestellt, dem internationalen Gremium für Webstandards. Im Kern geht es darum, Altersprüfungen direkt auf dem Endgerät der Nutzer durchzuführen, ohne dass persönliche Daten an Dritte übermittelt werden müssen.

Wie die dezentrale Verifikation funktioniert

Das Konzept sieht vor, dass Webseitenbetreiber im Quellcode ihrer Seite oder in App-Protokollen kenntlich machen, ob eine Altersverifikation notwendig ist. Browser und Apps können diese Information automatisch auslesen und prüfen, ob die Nutzerin oder der Nutzer die erforderliche Altersfreigabe besitzt. Die eigentliche Überprüfung erfolgt lokal auf dem Gerät – schnell, sicher und ohne Datentransfer. Webseitenbetreiber werden dadurch von aufwendigen Prüfverfahren entlastet.

Stimmen aus der Piratenpartei

Pascal Fouquet, Vizepräsident der Piratenpartei Bern, bezeichnet den Vorschlag als „klassische Win-win-win-Situation“. Es finde keine Datensammlung statt, der Aufwand für Betreiber sei minimal, und die Umsetzung sei sowohl einfach als auch sicher.
Jorgo Ananiadis, Präsident der Piratenpartei Schweiz, betont, dass diese Idee bereits im Rahmen früherer Initiativen vorgeschlagen wurde. Er wirft die Frage auf, warum sie bislang nicht aufgegriffen wurde – aus seiner Sicht sei die Lösung schlichtweg besser als jede Verifikation via E-ID.
Renato Sigg vom Vorstand der Zürcher Piratenpartei hebt hervor, dass der Ansatz die liberale Gesellschaft respektiere und Eltern trotzdem Werkzeuge an die Hand gebe, um den Schutz ihrer Kinder zu gewährleisten.

Technische Umsetzung und bestehende Standards

Der Vorschlag knüpft an bestehende Technologien an, geht aber deutlich darüber hinaus. Bereits heute gibt es Meta-Tags wie „RTA“ (Restricted to Adults), die jedoch nur grob kennzeichnen, ob Inhalte für Erwachsene bestimmt sind. Der Piratenpartei-Ansatz sieht feinere Kategorisierungen vor – etwa für Glücksspiel, Gewalt oder pornografische Inhalte.
Anders als bei bisherigen Lösungen, die oft von externer Software oder Suchmaschinen interpretiert werden, soll die Altersprüfung standardmäßig im Browser integriert werden. Nutzer können dann beispielsweise durch die Eingabe eines lokalen Passworts bestätigen, dass sie alt genug sind, um bestimmte Inhalte zu sehen. Alles geschieht dezentral, ohne Einbindung zentraler Stellen.

Vorteile für alle Beteiligten

Webseitenbetreiber profitieren von einem minimalen Implementierungsaufwand – oft reicht eine einzige Codezeile. Browserhersteller können die Funktionalität nahtlos einbinden, und der Gesetzgeber hätte die Möglichkeit, verbindliche Vorgaben für die Kennzeichnungspflicht zu machen, anstatt komplexe Verifikationsverfahren vorzuschreiben.
Vor allem aber bewahren Nutzer ihre digitale Souveränität. Sie müssen sich nicht auf jeder Seite neu ausweisen, vermeiden Datenpreisgabe und behalten die Kontrolle. Alexis Roussel, ehemaliger Co-Präsident der Piratenpartei Schweiz, bringt es auf den Punkt: „Diese Lösung respektiert die digitale Integrität der Menschen. Die E-ID nicht.“

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