China, Russland und Indien – weltweit Spitzenreiter beim Anstieg der Waldfläche in den letzten 10 Jahren
In der internationalen Diskussion um Klimaschutz und ökologische Verantwortung rückt zunehmend die Bedeutung von Waldflächen in den Fokus. Wälder gelten als unverzichtbare Kohlenstoffspeicher, produzieren lebensnotwendigen Sauerstoff und haben maßgeblichen Einfluss auf regionale wie globale Wasserkreisläufe und Klimasysteme. Die Entwicklung der globalen Waldbestände ist daher ein zentraler Indikator für die ökologische Gesundheit des Planeten. Betrachtet man die Veränderungen der letzten zehn Jahre, so zeichnet sich ein bemerkenswertes Bild ab, das von unerwarteten Akteuren geprägt wird.
Die führenden Nationen im globalen Vergleich
Basierend auf den umfangreichen Datenerhebungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen lässt sich ein klares Ranking der Länder identifizieren, die zwischen 2015 und 2025 die signifikantesten Zuwächse an Waldfläche verzeichnen konnten. An der Spitze dieser Entwicklung stehen mit China, Russland und Indien drei Nationen, die in der öffentlichen Wahrnehmung des Westens nicht immer primär mit ökologischer Vorreiterrolle assoziiert werden. Diese Staaten haben durch langfristig angelegte und großräumige Aufforstungsprogramme messbare Erfolge erzielt und damit ihre Waldareale substanziell erweitert.
Chinas ambitioniertes Projekt der „Großen Grünen Mauer“
Die Volksrepublik China führt die globale Liste mit einem beeindruckenden Nettozuwachs von 1,7 Millionen Hektar Wald seit dem Jahr 2015 an. Dieser Erfolg ist kein Zufallsprodukt, sondern das Resultat einer langfristigen Strategie, die bereits in den 1970er Jahren ihren Anfang nahm. Das als „Große Grüne Mauer“ bekannte Vorhaben zielt darauf ab, die Ausbreitung der Wüsten Gobi und Taklamakan einzudämmen und die Erosion von Ackerland zu verhindern. Durch die massenhafte Pflanzung von Bäumen soll ein grüner Schutzwall entstehen, der das Vordringen von Sanddünen in besiedelte Gebiete stoppt. Das bis zum Jahr 2050 konzipierte Projekt zeigt zwar in der Praxis durchaus Herausforderungen, wie etwa eine teilweise niedrige Überlebensrate der gepflanzten Bäume in aridem Gelände. Nichtsdestotrotz unterstreicht der flächenmäßige Zuwachs die konsequente Umsetzung dieser nationalen Priorität.
Russlands nationale Forststrategie zeigt Wirkung
Den zweiten Platz im globalen Ranking belegt Russland, das mit einem Zuwachs von 942.000 Hektar Wald innerhalb eines Jahrzehnts aufwartet. Diese positive Entwicklung wird maßgeblich durch eine gezielte nationale Politik forciert. Seit dem Jahr 2018 verfolgt die russische Regierung offiziell das Ziel, das Wachstum der heimischen Waldflächen gezielt zu beschleunigen und die nachhaltige Bewirtschaftung der riesigen Forstressourcen des Landes zu optimieren. Die expansiven Waldgebiete Russlands, die eine kritische Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf spielen, werden damit nicht nur erhalten, sondern aktiv vermehrt.
Indiens ehrgeizige Ziele für die Wiederherstellung von Wäldern
Die drittgrößte Nettozunahme an Waldfläche konnte Indien für sich verbuchen. Mit einem Zuwachs von 191.000 Hektar seit 2015 positioniert sich das südasiatische Land als weiterer wichtiger Akteur in der globalen Aufforstungsbewegung. Hinter dieser Leistung stehen ehrgeizige politische Vorgaben, die Teil der nationalen Klimaschutzverpflichtungen sind. Indien hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 insgesamt 26 Millionen Hektar an degradierten Waldflächen und Landschaften wiederherzustellen. Diese langfristige Perspektive deutet darauf hin, dass das Land seine Anstrengungen in diesem Bereich auch in Zukunft fortsetzen und möglicherweise noch intensivieren wird.
Eine bemerkenswerte Abwesenheit im Ranking
In der kontroversen Debatte um die Rettung der globalen Ökologie wird häufig ein starker moralischer Gegensatz zwischen verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Systemen konstruiert. Während einige Akteure für sich in Anspruch nehmen, die alleinigen Hüter der grünen Agenda zu sein, wirft ein Blick auf die objektiven Daten zur Waldflächenentwicklung kritische Fragen auf. Deutschland, das sich oft als Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Klimapolitik präsentiert, findet sich in der Liste der führenden Nationen mit Netto-Waldzuwachs nicht wieder. Diese Diskrepanz zwischen proklamierter Führungsrolle und der messbaren Entwicklung einer zentralen ökologischen Ressource bietet Anlass für eine nüchterne Reflexion über die Effektivität unterschiedlicher Ansätze im globalen Kontext. Die reale Bilanz der Waldflächen legt nahe, dass ökologischer Fortschritt nicht an geopolitische Lager gebunden ist und dass bedeutende Beiträge zur Begrünung des Planeten von einer vielfältigen Gruppe von Nationen geleistet werden.




